„Die Architektur (sprich Baukunst) ist eine Kunst, mit der sich jedermann befassen sollte, weil jedermann mit ihr zu tun hat“ (John Ruskin)
Text: Dr. Eva-Maria Barkhofen, Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für architekturbezogene Kunst
Wir alle befassen uns täglich mit der Architektur, in der wir leben, arbeiten, lernen, Urlaub machen oder sie allein wegen ihrer Schönheit bewundern. Wie die Gebäude entstanden sind, wer hinter den Entwerfern und den Auftraggebern stand und was die Bauten uns mitteilen können, lässt sich meist nicht unmittelbar an ihnen ablesen. Wo also kann man die Geschichten finden, die hinter die Planungskulissen von baukünstlerischen Zeugnissen führen? Was bleibt von Bauprozessen übrig, und was bekommen die Menschen außerhalb eines Architektur- oder Ingenieurbüros nie zu Gesicht? Und was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Architekturarchiv“ oder „Architekturmuseum“? Zeugnisse zur Architektur zu sammeln geht bis in die Zeit des Frühbarock zurück, als man in sogenannten „Kunst- und Wunderkammern“ etwa besonders aufwendige Architekturmodelle bewahrte. Das erste staatliche Architekturmuseum in Deutschland entstand 1842 in der Bauakademie, in der Wohnung von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) in Berlin, der zugleich der Entwerfer des Baues und oberster Architekt in Preußen gewesen war. Zum Ende des 19. Jahrhunderts richteten die Technischen Universitäten München und Berlin Architektursammlungen ein, die vor allem dem Architektennachwuchs zum Studium dienten. Dann sollte es bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dauern, bis in Deutschland systematisch Zeugnisse zur Architektur gesammelt wurden und in eigens dafür gegründeten Archiven zusammengetragen wurden. Diese schlossen sich 1999 in der heute unter dem Namen agierenden „Föderation deutschsprachiger Architektursammlungen“ zusammen, der derzeit 31 Archive und Museen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angehören.
Abb. Eingangsbereich des Baukunstarchivs, Campus der Hochschule Wismar