Anschrift: Kemnitzerhagen 39, 17509 Kemnitz
Bauherr: Dr. Philipp Dreesen und Cathrin Scheuring, Kemnitz
Planer
Entwurfsverfasser: Scheuring u. Partner Architekten mbB, Köln
Tragwerksplaner: Dieter Stracke, Köln
Bauausführung: Zimmerei und Holzbau Wirth GmbH, Niepars
Bauwerksdaten
Nettogrundfläche 120 m²
Umbauter Raum 500 m3
Planungszeit 01/2017–04/2017
Bauausführung 05/2017–12/2017
Beurteilung des Preisgerichtes
Es ist selten, dass eine Jury so übereinstimmend urteilt: „Ja das passt hierher. Als ob es schon immer dort gestanden hat.“ Und in der Tat, es gab an diesem Standort bis Anfang der 90er Jahre ein ähnliches, scheunenartiges Wirtschaftsgebäude, welches zur ehemaligen Papiermühle des Gutes gehörte und sich in unmittelbarer Nähe zum Gutshaus befand. Grundstück und Scheune sind seit 1634 im Besitz der Universität Greifswald. Diese hat das Grundstück an die jungen Bauherren auf 99 Jahre verpachtet. In nur 12 Monaten Planungs- und Ausführungszeit gelang es den Architekten, ein modernes und zugleich sich wunderbar in die Landschaft und die Ortsstruktur einfügendes Kleinod zu schaffen. Eine „Scheune zum Wohnen“ die durch Transparenz, klare Strukturen und interessante äußere und innere Sichtbeziehungen besticht. Die Anordnung und die Proportionen der Öffnungen sind dem Charakter des Gebäudes angepasst und machen zugleich neugierig auf das Innere, seine Funktionalität und Ästhetik. Kubatur, Ausrichtung und Materialität des Objektes greifen die alten und zu einem großen Teil verloren gegangenen Gutsstrukturen wieder auf und machen sie für die Zukunft wieder erlebbar. Die Gestaltung folgt einer Ästhetik des Einfachen: von der Lattung der Holzfassade bis zum Umgang mit dem Schichtholz. Die äußeren und inneren baukonstruktiven Details zeugen von durchdachten, funktionalen und zugleich kostensparenden Lösungen. Die transparente Grundrissgestaltung des Erdgeschosses vermittelt ein Gefühl von Großzügigkeit, welche in einem Haus mit 120 m² Wohnfläche nicht unbedingt erwartet wird. Auch im Obergeschoss wird Wert auf ein hohes Maß an Funktionalität und Flächenausnutzung gelegt. Gleichzeitig ist es gelungen, in den Wohnräumen eine intime und individuelle Atmosphäre für die Bewohner herzustellen. Die konsequente Anwendung von ökologischen Baumaterialien und die Ausrichtung auf ein energieeffizientes Gebäude liefern ein Beispiel dafür, dass Gestaltung, Funktionalität und Energieeffizienz nicht zwangsläufig zu hohen Kosten führen müssen. Mit Gesamtbaukosten von netto 1.500 Euro je m² Wohnfläche ist das Objekt beispielgebend für anspruchsvolle und gelungene Architektur im ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern.