„Unter der ‚Überschrift‘ Baukultur besteht für uns Architektinnen und Architekten die Chance, zahlreiche Akteure für Architektur und Bauen zu begeistern und so zu ‚Verbündeten‘ zu machen.“
Robert Erdmann, Vizepräsident der AK M-V
Robert Erdmann, Vizepräsident der AK M-V
Bereits in vielen anderen Bundesländern sind Institutionen wie Stiftungen und Vereine zur Förderung von Baukultur zu finden. Warum ist jetzt aus Ihrer Sicht der richtige Moment für diese Gründung?
Robert Erdmann: Es gibt derzeit so viele Themen in der Welt, die zu Recht ganz oben auf der der „to-do-Liste“ stehen. Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind so gewaltig, dass der Eindruck entstehen könnte, Baukultur müsste als Thema mal für einige Zeit in die zweite oder dritte Reihe treten. Aber so wie wir Planerinnen und Planer Baukultur definieren, als eine verantwortungsvolle Haltung beim Planen und Bauen den Menschen und der Umwelt gegenüber, brauchen wir gerade jetzt nicht weniger, sondern mehr Verständnis und Akteure für baukulturelle Vielfalt.
Seit wann gibt es in unserem Bundesland Bestrebungen eine solche Institution aus der Taufe zu heben?
Robert Erdmann: Mecklenburg-Vorpommern war vor fast 20 Jahren eines der ersten Bundesländer, das sich mit einem Beschluss des Landtages verbindlich zur Förderung von Baukultur positioniert hat. Daraus entstanden ist u.a. das Netzwerk Baukultur, in dem neben dem Land die Architektenkammer und weitere Institutionen engagiert sind. Die Mitglieder des Netzwerkes haben sich für die Gründung eines „Baukulturvereines“ ausgesprochen, sodass wir als Architektenkammer „diesen Ball aufgenommen“ haben und die Gründung des Vereins aktiv vorbereiten.
Welche Möglichkeiten sehen Sie in der Institutionalisierung von Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern?
Robert Erdmann: Es gibt bereits jetzt im Land zahlreiche Initiativen und Akteure, die sich mit ihren Aktionen und Formaten erfolgreich in der Vermittlung und Stärkung von Baukultur engagieren. Beispielhaft seien genannt Exkursionen, Ausstellungen, Filmfestivals, lokale Auszeichnungen und vieles mehr. Als heraus-ragendes Beispiel ist sicher auch der Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern zu nennen. Mit dem Verein können wir zukünftig ein Angebot formulieren, bestehende und neue Formate in diese Struktur einzubinden und so neue Allianzen und Synergismen erzeugen. Diese können hoffentlich neue Möglichkeiten eröffnen und Akteure unterstützen, die sonst eher in singulären Strukturen engagiert sind.
Zum Abschluss eine Frage, die Sie aus persönlicher Sicht beantworten können: Was bedeutet für Sie Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern vor dem Hintergrund der Vereinsgründung?
Robert Erdmann: Unser Bundesland hat ein reiches baukulturelles Erbe, wie die Backsteingotik, die Herrenhäuser oder die Bäderarchitektur. Das ist pure Schönheit, verlangt aber auch Verantwortung! Bei allen Herausforderungen, die vor uns stehen, sollten wir dieses „baukulturelle Narrativ“ aufgreifen und keine Angst davor haben, ein neues Kapitel der Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern zu schreiben. Bezahlbares Wohnen, das energetische Bauen, Bildungsarchitektur und Daseinsvorsorge sind selbstverständlich Themen der Baukultur.
Vielen Dank!
Mai 2022