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Scheunentrio Prerow - Neubau von drei Wohnhäusern

Preisträger aus 2014
Kategorie: Preisträger Bausumme bis 1.000.000 €
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior
© Stefan Melchior

Anschrift

Grüne Straße , 18375 Prerow

Anschrift: Grüne Straße, 18375 Prerow
Bauherr: Michael Mayer, Prerow
Planer
Entwurfsverfasser: Möhring Architekten, Berlin & Born a. Darß
Tragwerksplaner: Dipl.-Ing. Karlheinz Brenncke, Güstrow
Fachplaner: Möhring Architekten

Bauwerksdaten
Bruttogrundfläche  238 m²
Umbauter Raum     665 m³ je Haus
Planungszeit           12/2010–03/2012
Bauausführung       03/2012–06/2013
Bauwerkskosten     < 1.000.000 €

Beurteilung des Preisgerichtes
Es zieht den Blick auf sich – dieses Ensemble dreier Häuser, die in ihrer Dimension unwillkürlich die vertraute Nähe zum menschlichen Maß erkennen lassen und gleichermaßen Assoziationen zur landwirtschaftlichen Nutzung erwecken.
Eine feinsinnige Durchmischung des in unseren Breitengraden so eingängigen Haussymbols mittels Wand und Spitzdach („das ist das Haus vom …“) mit typischen Scheunenmotiven wie großen Schiebetoren und sonst maximal ruhigen Wandflächen verleiht den Bauten Hinweise auf ihre Nutzung und verschafft einen subtilen Bezug zum Ort: unmöglich, sich diese Häuser in einem städtischen Kontext vorzustellen, aber offensichtlich kann man darin wohnen! Denn bei weiterer Betrachtung deuten die Fensterformate in den Giebelseiten, der Schornstein und die Terrassenflächen äußerlich diese Nutzungsofferte an und steigern die Neugier auf das Innere – die Funktionalität und Atmosphäre…
Die großen Scheunentore bergen auf Ost und Westseite großzügige Fensterflächen mit vorgelagert überdachten Loggien, die gleichermaßen Eingangs- und Terrassenbereiche der Häuser sind und damit rigoros die Übergangsbereiche zwischen außen und innen verknüpfen. Die altbekannte Tenne erfährt hier eine neue Interpretation in Verbindung mit dem belebtesten Bereich des Hauses als Zentrum mit großem Tisch und mit der Erschließung der nächsten Ebenen über eine Treppenskulptur, die zwar raumbestimmend ist, aber ultraleicht und allseitig ausgeklügelt vertikal verbindet – womöglich von M. C. Escher inspiriert. Die innere Organisation macht die Häuser äußerst effektiv in der Erschließung und flexibel in ihrer Zimmerbelegung. Die Möglichkeit einer vielfältigen Bespielung der Räume bspw. für ein oder zwei Personen, Erwachsene oder Kinder, Familie, Besucher oder Freunde lässt gleichermaßen eine variable Nutzung als Wohnhaus im Zeitverlauf, aber auch eine Nutzung als Ferienhaus sehr gut denkbar werden. Schöne, beständige und sorgfältig ausgewählte Materialien unterstützen die natürlich anmutende Gestaltung der Architektur.
Dieser Anspruch setzt sich wie selbstverständlich im Äußeren fort. Die Holzverschalung der Hausgiebel und Schiebetore ist dem Effekt von jahrelanger Ölung und Bewitterung vorausgreifend geschwärzt, und auf die farbliche Wandlung des noch recht frischen Reets darf man gespannt sein. Denn hier tritt die wirklich prägnante Materialverwendung des Reets für Wand und Dach ganz ohne jeden Dachüberstand und ohne jede klassische Traufausbildung in Erscheinung. Die ungewöhnliche Materialanwendung nimmt den eigentlich scharf konturierten Häusern die Härte und lässt an einen leicht borstigen Pelz denken, der Schutz vor Wind, Wetter und äußeren Widrigkeiten assoziiert. Der geschickt ausgebildete Sockelbereich wird den Materialanforderungen gerecht und lässt das Scheunentrio schweben, so dass unwillkürlich ein heiter animalischer Eindruck ähnlich einer Weidefläche angeregt wird.
Die besonderen Ideen, die phantasievolle, stimmige und konsequente Neuinterpretation regional vorhandener Typologien und Materialien werden als beispielgebend für das Bauen im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns mit einem Preis ausgezeichnet.